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iaQS: Kontrollmaterialien ("Kontrollseren") 
 
 
Kalibratoren und Kontrollseren  

Es ist wichtig, den Unterschied zwischen Standarden (Kalibratoren) und Kontrollmaterialien („Kontrollseren“) zu kennen und zu beachten. 

  Die Standarde dienen zur Kalibration einer Methode und werden daher auch als Kalibratoren bezeichnet. Sie erlauben eine Beziehung zwischen einem Mess-Signal und der zugehörigen Konzentration eines Analyten herzustellen. Die Zusammensetzung der Matrix ist in der Regel unbekannt.
Kontrollmaterialien (in der Regel sogenannte Kontrollseren) enthalten den Analyten in einer vorgebenen Konzentration. Kontrollmaterialien sollen in der Zusammensetzung der untersuchten Patientenprobe möglichst ähnlich sein.

Standarde sind bei Bedarf zur Kalibration der Geräte einzusetzen. Sie dienen nicht zur Qualitätskontrolle. Umgekehrt dürfen Kontrollseren ausschliesslich nur für die Qualitätskontrolle verwendet werden, jedoch niemals zur Kalibration einer Methode.

 
Wahl der Kontrollmaterialien  

Von verschiedenen Firmen werden Kontrollseren angeboten, die eine mehr oder weniger grosse Anzahl der häufigsten Analyte abdecken und die auf den meisten in der klinischen Chemie eingesetzten Geräten verwendbar sind. Verschiedene Methoden-Kits sind mit zugehörigen Kontrollseren erhältlich. 

Obwohl es grundsätzlich möglich ist, aus Patientenseren bzw. -urinen einen eigenen Kontrollmaterialpool zusammenzustellen, wird davon wegen des Infektionsrisikos und der mangelnden Stabilität dringend abgeraten. 

 
Art der Kontrollmaterialien  

Ausgangsmaterial zur Herstellung von Kontrollseren ist menschliches oder tierisches Serum, denen biologische Substanzen (wie Enzyme menschlicher oder tierischer Herkunft), chemische Substanzen, Medikamente sowie bakterizid wirkende Substanzen zugesetzt werden. Menschliche Kontrollseren sind, obwohl teurer, grundsätzlich zu bevorzugen, da sie der zu untersuchenden Patientenprobe ähnlicher sind. Für Bestimmungen in Urin und Liquor cerebrospinalis sind spezifische Kontrollmaterialien erhältlich. 

 
Form der Kontrollmaterialien  

Kontrollmaterialien sind entweder in lyophilisierter oder in flüssiger Form erhältlich. Der Inhalt der Fläschchen liegt meistens zwischen 2 und 10 mL. Da Flüssigkontrollen bereits gebrauchsfertig vorliegen, sind sie einfacher in der Handhabung und zudem entfallen die Streuungen in den Konzentrationen, wie sie beim Auflösen der Lyophilisate auftreten können.

 
Stabilität der Kontrollseren  

Ungeöffnete Fläschchen sind in der Regel stabil bis zu dem vom Hersteller angegebenen Verfallsdatum, d.h. man darf im allgemeinen bei korrekter Aufbewahrung damit rechnen, während 1-2 Jahren Material des gleichen Lots verwenden zu können. Es ist trotzdem zu empfehlen, den Bedarf an Kontrollseren abzuschätzen, um sich über eine grössere Zeitspanne genügend Kontrollmaterial des gleichen Lots, d.h. mit identischer Zusammensetzung, zu sichern.

Ist das Lyophilisat aufgelöst bzw. das Fläschchen der Flüssigkontrolle geöffnet, so ist das Kontrollmaterial nur noch begrenzt haltbar. Unter der Voraussetzung, dass das Fläschchen gut verschlossen im Kühlschrank bei 2 bis 8°C aufbewahrt wird, liegt die Haltbarkeit bei 5 bis 7 Tagen. Im konkreten Fall sind immer die Angaben des Herstellers zu beachten.

Aber auch wenn diesbezügliche Empfehlungen des Herstellers vorliegen, empfiehlt es sich die Stabilität der Kontrollseren unter den täglichen Arbeitsbedingungen des Labors selber zu kontrollieren.

 
Kontrollseren mit und ohne deklarierte Werte  

Neben den Kontrollseren, bei denen keine Sollwerte für die enthaltenen Analyte vorliegen, sind auch Kontrollseren erhältlich, bei denen für jeden Analyten ein Sollwert mit den zulässigen Abweichungen, in der Regel bezogen auf eine bestimmte Methode bzw. ein bestimmtes Analysengerät, deklariert sind. 

Kontrollseren mit deklarierten Werten können für die Überprüfung von Präzision und Richtigkeit eingesetzt werden. Sie sind zwar teurer, aber nützlich vor allem für selten durchgeführte Analysen. Es ist allerdings zu bemerken, dass die Vertrauensbereiche für den Zielwert nicht selten sehr weit angegeben werden. Sie sind zudem häufig methodenabhängig. Eine Kontrolle der Richtigkeit durch externe Qualitätskontrolle ist daher unumgänglich.

Bei häufig durchgeführten Bestimmungen können auch Kontrollseren ohne deklarierte Werte für die Kontrolle der Präzision verwendet werden, da es möglich ist in nützlicher Frist eigene Sollwerte zu erstellen.

Verschiedene Firmen empfehlen, dass man sich mit anderen Laboratorien, welche die gleiche Methode bzw. das gleiche Analysengerät einsetzen, zusammenschliesst, um so einen Vergleich des Mittelwertes zu ermöglichen.

Für die meisten Analyte sind Kontrollseren in mindestens 2 unterschiedlichen Konzentrationsbereichen erhältlich. Dabei befindet sich meistens ein Wert im Referenzbereich Gesunder, während der zweite im pathologischen Bereich oder an der Entscheidungsgrenze zwischen physiologisch und pathologisch liegen sollte.

Wichtig: den deklarierten Werten darf nicht blind vertraut werden. Insbesondere ist zu überprüfen, welcher Bereich im statistischen Sinne gemeint ist, d.h. die Angaben den Mittelwert ± 2s oder ± 3s umfassen! Erfahrungsgemäss tendieren einzelne Firmen dazu, die Bereiche etwas grosszügig anzugeben.

 
Zubereitung und Aufbewahrung von Kontrollseren  

Käufliche Kontrollseren sind von einer Gebrauchsanleitung begleitet, die unbedingt zu befolgen ist. 

Lyophylisiertes Kontrollmaterial 
Im allgemeinen ist das Vorgehen bei lyophylisierten Kontrollmaterialien wie folgt:

  • Fläschchen vorsichtig öffnen, darauf achten, dass kein Inhalt verloren geht (Deckel).
    Mit einer volumetrischen Pipette das erforderliche Volumen destilliertes oder entionisiertes Wasser zufügen.
     
  • Flasche schliessen und den Inhalt vorsichtig mischen. Schaumbildung vermeiden (nie mit Vortex-Mischer). Darauf achten, dass eventuell am Verschluss anhaftende Substanzen ebenfalls gelöst werden.
     
  • Das Kontrollmaterial bei Zimmertemperatur während der vorgeschriebenen Zeit stehen lassen und es in dieser Zeit mehrmals sanft mischen.

Flüssigkontrollen 
Flüssigkontrollen liegen gebrauchsfertig vor und bedürfen daher keiner speziellen Vorbehandlung.

Aufbewahrung der Kontrollseren 
Das Kontrollmaterial ist nach jedem Gebrauch bei 4°C aufzubewahren.
Sind die Kontrollseren aufgelöst, ist es möglich den Inhalt in Aliquote aufzuteilen und einzufrieren. Es ist zu beachten, dass nicht alle Analyte das Einfrieren unbeschädigt überstehen (z.B. das Enzym Lactatdehydogenase). 

 


12.12.2000 / hpk