Biorama / Analysenverzeichnis
 
Homocystein 
 

 

Praeanalytik 
Blutentnahme: Plasma
Blutentnahme morgens bei nüchternem Patienten.
Hämolytische Proben dürfen nicht verwendet werden
Probe: Plasma bei Aufbewahrung im Kühlschrank bei +4°C ca. xxxx haltbar.
Administration 
Synonyma: Hcy, tHcy (für totales Homocystein)
Kosten: 60 Taxpunkte / Tarifposition: 8616.00
Links: Cholesterin, Cholesterin HDL
Indikationen 
Risikoabklärung für Arteriosklerose
Homocystinurie
Analytik 
Methode: 
HPLC: isokratische HPLC mit Fluoreszenz Detektion 
Immunoassay (IMx): Homocystein wird als Gesamthomocystein ( Hcy-S-S-Protein , Hcy-S-S-Hcy , Hcy-S-S-Cystein ) bestimmt 
Referenzbereich 
5 - 15 µmol/L  : Erwachsene (nüchtern)

Achtung: die Referenzbereiche sind methodenabhängig!

15 - 30 µmol/L gelten als leichte, 31-100 µmol/L als mässige und über 100 µmol/L als schwere Hyperhomocysteinämie. 

Anmerkung: bei normalen Homocysteinspiegeln, aber Verdacht auf Hyperhomocysteinämie kann eine Belastung mit 100 mg Methionin/kg Körpergewicht durchgeführt werden. Homocystein wird vor, vier und acht Stunden nach der Methionineinnahme gemessen. Eine Hyperhomocysteinämie kann angenommen werden, wenn die Homocysteinkonzentration im Plasma nach Belastung auf über 2s des Referenzintervalls ansteigt. Der Test gilt allerdings nicht als zuverlässig zur Abschätzung des koronaren Risikos. 

Umrechnung:  - [mg] · 3730 = [mmol/L]  ; [mmol/L]  · 0.000268 = mg
Diagnostik 
Erhöhte Werte: 
Genetische Defekte 
Vitaminmangel: Mangel an Vitamin B12 und/oder Folat und/oder Vitamin B6 führt zu Hyperhomocysteinämie
Niereninsuffizienz (Normalisierung unter Dialysebehandlung)
Hypothyreose
perniziöse Anämie
Maligne Tumore: Mamma, Ovar, Pankreas, lymphoblastische Leukämien
Medikamente wie Methotrexat, Phenytoin, Theophyllin
Zigarettenrauch
Erniedrigte Werte: 
ohne klinische Bedeutung 
Biochemie 
Molekulargewicht:  268.35 Dalton
Biochemie: Homocystein ist ein wichtiger Metabolit für zwei verschiedene Stoffwechselwege:
  • Remethylierung von Homocystein, um das Methionin in der Zelle zu erneuern.
  • Überschüssige Mengen von Homocystein können zur Synthese von Cystein aus Serin verwendet werden.

Die Übertragung von Methylgruppen ist für den Organismus sehr wichtig, da so Metaboliten wie Adrenalin und Purinbasen aufgebaut werden können.

Homocystein kommt im Plasma als eigentliches Homocystein, Homocystin, Homocyst(e)in-Thiolacton, proteingebundenes Homocyst(e)in (über Disulfidbrücken an Proteine gebunden, macht anteilmässig 70-80% aus) vor. 

Pathobiochemie:  Die schwefelhaltige Aminosäure Homocystein gilt als Risikofaktor für arteriosklerotische Veränderungen. Häufigste Ursachen für einen erhöhten Homocysteinspiegel sind 
  • genetische Defekte der bei den Reaktionen beteiligten Enzymen
  • Mangel an Folsäure oder Vitamin B12: die Umwandlung von Homocystein in Methionin ist beeinträchtigt.
  • Vitamin-B6-abhängige Defekte, die zu Problemen bei der Umwandlung von Homocystein in Cystein führen.
Klinik: Homocystinurie ist eine Erbkrankheit, die durch einen erhöhten Homocysteinspiegel im Blut und die Ausscheidung grosser Mengen an Homocystein im Urin charakterisiert ist. Sie wird hauptsächlich durch einen Mangel  Cystathionin-b-Synthase verursacht, seltener durch eine Schädigung des Remethylierungssystems. 

Empfehlung: wird ein erhöhter Homocysteinwert gefunden, so sollten, nach sorgfältiger Erfragung allfälliger Medikamente, ein Mangel an Vitamin B12 oder Folsäure, eine Hypothyreose, eine Hypercholesterinämie und ein Lupus erythematodes ausgeschlossen werden. Allenfalls sind Hinweise auf eine maligne Erkrankung zu suchen.

Literatur 
1. Kolde H.-J.: Der Risikofaktor Homocystein. Der Zusammenhang zwischen B-Vitaminen, schwefelhaltigen Aminosäuren und Gefässerkrankungen. 
mta 1998; 13: 10 - 12

 


20.02.2001 / hpk