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  Was sind Antigene? 
 
Definition:  Antigene sind Stoffe der belebten oder unbelebten Umwelt, die in einem Organismus eine spezifische Immunreaktion auslösen können.

Moleküle, gegen welche Antikörper gebildet werden, heissen Antigene (Ag). Die genaue Stelle (etwa 3-4 Aminosäuren oder Kohlenhydratreste gross) an die der Ak bindet heisst Antigendeterminante oder Epitop (engl.: antigenic site). Verschiedene Antikörper (Ak) binden verschiedene Antigendeterminanten, da jeder AK spezifisch für eine bestimmte Stelle des Antigens ist. Wichtige Induktoren der Antikörperproduktion sind Mikroorganismen, wie Bakterien, welche in den Organismus eindringen. Jedes Antikörpermolekül verbindet sich nur mit einer bestimmten Antigendeterminante eines der Proteine oder Kohlenhydratreste des Mikroorganismus. Da ein Mikroorganismus hunderte verschiedene solcher Epitope besitzt, wird bei einer Infektion die Produktion mehrerer verschiedener Antikörper gleichzeitig induziert.

Obligate Eigenschaften eines Antigens können wie folgt zusammengefasst werden:

 
Ein Antigen muss folgende Eigenschaften besitzen:
1. Es soll an der Oberfläche Strukturen tragen, welche dem Immunsystem fremd sind
2. Es soll eine besondere chemische Struktur aufweisen, welche nicht zu einfach sein darf
3. Es soll ein Molekulargewicht von mindestens 15'000 Kilodalton besitzen
4. Falls sein MG klein sein sollte, kann es in Verbindung mit z.B. Plasmaproteine doch zur Antikörperbildung Anlass geben. In diesem Falle nennt man das Antigen Hapten. Viele Pharmaka sind Haptene.
5. Es soll phagozytiert und enzymatisch abgebaut werden können
6. Es soll in genügend hoher Konzentration vorliegen

 

Beispiele für klinisch wichtige Antigene:

  • Zelluläre Antigene

Bakterien z.B. Streptokokken, E.coli, Salmonellen
Viren HBV, HIV, Herpesviren
Körperzellen Krebszellen 

virusinfizierte körpereigene Zellen

Fremde Zellen eines Transplantates, z.B. Herz, Niere, Knochenmarkszellen

 

  • Hochmolekulare Antigene

Proteine Praktisch alle
Polysacharide z.B. Oberflächenantigene von Bakterien, SSS (soluble specific substance) von Pneumokokken, Dextran
Lipopolysacharide Salmonellenendotoxine
Glykoproteine Blutgruppensubstanzen auf EC
Nukleinsäuren DNS von Viren oder Leukozyten
Synthetische Makromoleküle Polyaminosäuren, PVP (Polyvinylpyrolidon) Silikone, Latex (natürlich/synthetisch)
Partikuläre Antigene Pollenkörner, Hausstaubmilbenkot, Taubenfedern, Tierhaare oder Hautschuppen, Schweineborsten, Crevettenschalen

  

Die Antigene werden von den spezifischen Antigenrezeptoren auf naive B-Lymphozyten oder Gedächtniszellen gebunden, welche dadurch zur Antikörperproduktion stimuliert werden.

 

22.07.2003/bw