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  Antikörpersynthese und Wechsel der Immunglobulinklasse 
 
Wie kommt die ungeheuerliche Vielfalt der Antikörper zustande?

Jede unreife, oder auch "naive" B-Zelle besitzt Sätze von Genabschnitten, welche beim Reifungsprozess für die Bildung funktioneller Immunoglobulingene zufällig rekombiniert werden. Jede B-Zelle behält dann nur eine einzige Sequenz, alle anderen möglichen Sequenzen für die Fab-Region des Antikörpers werden eliminiert. Diese Auswahl findet nach dem Zufallsprinzip statt. Die Tatsache, dass für diese variablen Sequenzen viele verschiedene V-, D- und J-Gene verfügbar sind, gestattet eine außerordentlich große Zahl verschiedener Antikörper, so dass für jedes der Millionen möglicher Antigene mindestens eine zuständige B-Zelle gefunden werden kann.

Dies bedeutet, dass wir alle mindestens eine B-Zelle in uns haben mit der Möglichkeit einen Antikörper zu synthetisieren gegen jedes mögliche Antigen der Welt, sogar gegen Antigene, welche es noch gar nicht gibt. So können wir auch gegen HIV, HepatitisC und das noch nicht entdeckte Hepatitis H-Virus Antikörper herstellen, auch wenn wir die Mikroorganismen noch gar nie "gesehen" haben.

Wichtig:
Die Fab-Region, welche von einer bestimmten B-Zelle hergestellt wird, muss während der gesamten Lebensdauer einer B-Zelle gleich bleiben, da sonst die Spezifität ändern würde und der Antikörper nicht mehr gegen das ausgewählte Antigen reagieren würde. 

Die Fc-Region hingegen macht im Laufe der Reifung der Plasmazelle einen Wandel durch, da die Bedürfnisse des Immunsystems auch ändern. Diese Änderung ist zielgerichtet und sinnvoll an die Art des infektiösen Agens angepasst.

Das "Vorfabrizieren" einer unglaublichen Vielfalt von Bindungsstellen auf naive B-Zellen ist die einzige Möglichkeit, welche das Immunsystem besitzt, um ein erstmals auftretendes Antigen mit Antikörpern zu bekämpfen. Die andere Möglichkeit wäre es, eine Art Passform des neuen, noch unbekannten Antigens zu bilden, die dann in eine DNS-Sequenz "übersetzt" und im Genom der B-Zelle verankert werden muss. Dass wir keine Enzyme für eine solche umgekehrte Translation besitzen ist bekannt und somit entfällt diese Möglichkeit.

Der Nachteil ist, dass auch naive B-Zellen vorhanden sein werden, welche gegen "selbst" reagieren würden. Somit braucht es ein kompliziertes System, diese autoimmune B-Zellen zu eliminieren. Das Selbe gilt für T-Lymphozyten. Die Elimination dieser Immunzellen findet im Knochenmark und im Thymus statt und ist gegen Ende der Pubertät abgeschlossen.

Warum wird nun aber die Fc-Region meist verändert? Bleiben die Bedingungen für die Elimination von Antigenen nicht während der ganzen Dauer einer Infektion gleich?

Warum wechselt die Antikörperklasse?

 

01.08.2003 /bw