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Proteinurien können nach verschiedenen Gesichtspunkten unterteilt werden: klinisch interessant ist einmal die pro Tag ausgeschiedene Menge, dann aber auch das Spektrum der Urinproteine, das einen Hinweis auf den Ursprung der Proteinurie liefern kann. Allgemein gelten folgende Normwerte (die je nach Autor etwas abweichen können):
Zur Beurteilung der Proteinurie kann auch die Albuminausscheidung beigezogen werden:
Die biologische, intraindividuelle Streuung der Ausscheidung von Proteinen liegt in der Grössenordnung von 20% bis 30%. Noch grösser ist die interindividuelle Streuung, was sich als breite Referenzbereiche bemerkbar macht. Sowohl beim Gesamtprotein wie auch beim Albumin sind die Ergebnisse, und damit die Referenzbereiche, von der verwendeten Methode abhängig. Unter Berücksichtigung der Schwierigkeiten, wie sie bei der Messung des Gesamtproteins im Urin auftreten, wird zur Erfassung von Frühstadien einer Proteinurie besonders die Messung des Albumins empfohlen. Leider wurde hier der wenig glückliche Begriff der Mikroalbuminurie eingeführt, womit mehr oder weniger willkürlich der Bereich zwischen normaler und einer mit den meisten Urinstix nicht mehr messbaren Albuminausscheidung bezeichnet wird. Es hat sich gezeigt, dass auch bei normalen Mengen an ausgeschiedenen Proteinen bereits ein pathologisches Muster vorliegen kann. Um von einer physiologischen Proteinausscheidung im Urin sprechen zu dürfen, muss also sowohl die Menge als auch das Proteinmuster beurteilt werden. Dabei ist zu beachten, dass trotz der relativ konstanten Zusammensetzung der Plasmaproteine das Spektrum der Urinproteine intraindividuell von Tag zu Tag erheblich variiert. Eine Grenze für eine noch normale Ausscheidung von Serumproteinen im Urin lässt sich demnach nicht genau festlegen. Im allgemeinen scheidet jedoch ein Gesunder weniger als 150 mg Proteine pro Tag aus. Zwei Drittel der im Urin nachweisbaren Proteine stammen aus dem Serum. Es handelt sich dabei vorwiegend um Albumin und Mikroglobuline sowie wenig Transferrin, Immunglobuline und Immunglobulinfragmente. Im Urin finden sich auch immer freie, polyklonale leichte Ketten von Immunglobulinen. Gemäss Literaturangaben sollen davon täglich bis 40 mg ausgeschieden werden. Die anderen Proteine kommen aus dem Urintrakt selbst, d.h. es handelt sich um Proteine der Epithelzellen von Ureteren, Harnblase und Urethra (postglomeruläre Proteine). Das quantitativ dominierende Protein, das nicht aus dem Serum stammt, wird als Tamm-Horsfall Glykoprotein (Uromucoid) bezeichnet. Es wird im aufsteigenden Schenkel der Henleschen Schleife produziert und in einer Menge von ca. 25-40mg/die im Urin ausgeschieden. Das Verhältnis Plasmaproteine zu postglomerulären Proteinen ist nicht konstant, so ist es im zweiten morgendlichen Urin wesentlich höher als im ersten.
Falls es sich um eine leichte Proteinurie handelt und keine anderen Hinweise auf eine Nierenerkrankung sowie kein Verdacht auf eine Paraproteinurie vorliegt, ist zu untersuchen, ob es sich eine transiente, also vorübergehende, oder eine persistierende Proteinurie handelt. Gleichzeitig stellt sich die Frage, ob die Proteinurie als isolierter Befund vorliegt oder zusammen mit einer Hämaturie oder Leukozyturie bzw. Bakteriurie vorliegt. Liegt eine isolierte, intermittierende Proteinurie vor, so sind drei Situationen zu unterscheiden:
Liegt jedoch eine persistierende Proteinurie vor, so ist abzuklären, ob in erster Linie eine Nierenerkrankung vorliegt, die sich aus einer Störung der glomerulären Filtration, der tubulären Funktionen oder einer Mischform ergeben kann, oder ob es sich um eine extrarenale Erkrankung mit oder ohne Nierenbeeinträchtigung handelt. Bei Nierenerkrankungen kann demnach nach folgenden Fragen weiter differenziert werden.
Entsprechend der
glomerulären Filtergrösse werden die im Urin
auftretenden Proteine in makro- und mikromolekulare
Proteine unterteilt. Die Grenze wird dabei durch das
Albumin gebildet, das von seiner Ladung und
Molekülgrösse her sowohl bei Störungen des
glomerulären Filters wie auch bei mangelnder
Rückresorption in den Tubuli in grösseren Mengen im
Urin erscheinen kann. Als mikromolekular werden demnach
Proteine mit einem Molekulargewicht von weniger als
67000 Dalton eingestuft, während Proteine mit
höherem Molekulargewicht als hoch- oder makromolekular
eingestuft werden:
Der Begriff physiologische Proteinurie erschöpft sich nicht nur in einer mengenmässigen Beschränkung der Proteinausscheidung, sondern beinhaltet auch eine bestimmte, normale Zusammensetzung des Urins bezüglich der einzelnen Proteine. Gerade bei systemischen Erkrankungen, wie Diabetes mellitus, arterieller Hypertonie oder Lupus erythematodes, kann bereits trotz noch normaler Ausscheidungsmenge eine pathologische Zusammensetzung vorliegen. Das Muster der im Urin
auftretenden Proteine erlaubt gewisse pathophysiologische
Rückschlüsse. Bei einem Glomerulumschaden kommt es zu
einer vermehrten Ausscheidung von Albumin und anderen
Proteinen gemäss Molekülgrösse und elektrischer
Ladung. Bei tubulären Schädigungen findet man im
Endurin vermehrt kleinmolekulare Proteine wie a1- und
ß2-Mikroglobuline und Lysozym, die auch bei intakten
Glomerula in den Primärurin gelangen, aber normalerweise
von den Tubuluszellen aufgenommen und metabolisiert
werden.
Zu einer prärenalen Proteinurie können führen:
Glomeruläre
Proteinurie
Selektiv-glomeruläre
Proteinurie unselektiv-glomeruläre
Proteinurie Mikromolekulare
(tubuläre) Proteinurie Die Albuminausscheidung ist dagegen nicht oder nur geringgradig erhöht. Die Proteinausscheidung beträgt meistens weniger als 1g/Tag. Die echte tubuläre Proteinurie wird bei gewissen angeborenen Tubulusdefekten, wie dem Fanconi-Syndrom (sehr selten!) beobachtet. Der Nachweis einer tubulären Proteinurie ist jedoch für die Beteiligung der Nieren bei Vergiftungen mit Schwermetallen (z.B. Cadmium) von Bedeutung. Die meisten
tubulären Proteinurien dürften jedoch auf
eine Verminderung des Glomerulumfiltrates
zurückzuführen sein, da dabei das gleiche
elektrophoretische Bild auftritt. Da die Niere eine
wesentliche Rolle in der Homöostase der
kleinmolekulären Proteine spielt, kommt es bei Abnahme
des Glomerulumfiltrates zu einem Anstieg dieser Moleküle
im Serum. Die noch intakten Glomerula produzieren daher
einen Urin mit hoher Konzentration an kleinmolekularen
Proteinen, so dass die Rückresorptionskapazität der
Nierentubuli überschritten wird. Da in diesem Fall die
Proteinurie ein schlechtes Mass für die Tubulusfunktion
ist, wurde vorgeschlagen, den Begriff der tubulären
Proteinurie durch mikromolekulare Proteinurie zu
ersetzen. Diese neutrale Bezeichnung dürfte vor allem in
der Labordiagnostik bevorzugt werden, da hier meistens
die notwendigen klinischen Angaben fehlen.
Postrenale Proteinurien kommen im Zusammenhang mit Entzündungen oder Blutungen im Bereich der ableitenden Harnwege vor. Sie sind charakterisiert durch das Auftreten von Serumproteinen mit einem Molekulargewicht von mehr als 250'000 Dalton, die in serumähnlichen Proportionen im Urin ausgeschieden werden. Die diagnostische Bedeutung der Proteinurie in diesem Zusammenhang ist gering. Wichtig ist jedoch, dass somit eine Albuminurie per se kein Beweis für eine glomeruläre Störung ist. Anmerkung: entzündliche Prozesse in den ableitenden Harnwegen beeinflussen das Proteinmuster im Urin. Daher ist insbesondere bei einer Gesamtproteinausscheidung von mehr als 500 mg/L eine postrenale Proteinurie nicht sicher von einer unselektiven, glomerulär bedingten Proteinurie abzugrenzen. Es ist deshalb bei jeder Proteinuriedifferenzierung ein Harnwegsinfekt auszuschliessen. Proteinmessung bei Hämaturie: a2-Makroglobulin kann wegen seiner Grösse (MW 720 kDalton) unter physiologischen Bedingungen praktisch nicht filtriert werden. Bei einer Hämaturie mit Proteinurie kann deshalb bei Vorliegen von a2-Makroglobulin auf eine postrenale Blutung bzw. Blutbeimengung geschlossen werden.
Da insbesondere bei fortgeschrittenen Nierenerkrankungen sowohl Glomerula wie auch Tubuli geschädigt werden, sind gemischte Proteinmuster (glomerulär und mikromolekulär) nicht selten zu beobachten.
Vermischung des Urins mit Prostatasekret, Sperma oder Vaginalsekret kann eine Proteinurie vortäuschen. Bei Therapie mit Dextran kann in der Elektrophorese ein Artefakt auftreten, der einen M-Gradienten imitiert .
ist möglich mittels
SDS-PAGE oder durch die Messung sogenannter Leitproteine SDS-PAGE Abb. 1: SDS-PAGE Beurteilung: insbesondere bei den sogenannten tubulären Proteinurien ist Vorsicht angebracht. Sind nämlich ein grosser Teil der Glomeruli nicht mehr funktionstüchtig, so werden die kleinen Proteinen in den noch verbliebenen Nephronen filtriert. Das Tubulussystem dieser Nephronen ist, auch wenn es noch intakt ist, überfordert, so dass es zu einer Ausscheidung von kleinen Proteinen kommt. Leitproteine Leitproteine bei renalen Proteinurien
Leitproteine
bei praerenaler Proteinurie Typisch sind
Leitproteine
bei postrenaler Proteinurie |
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04.11.2001 / hpk |