Vorkommen
Kalium ist das dominierende intrazelluläre Kation. Der
Konzentrationsgradient zwischen dem Zellinnern (160
mmol/L) und dem Extrazellulärraum (4 mmol/L) ist
gewaltig, so dass schon geringe Kaliumverluste aus den
Zellen die Konzentration im Extrazellulärraum (Plasma!)
stark ansteigen lassen. Dieser Gradient wird durch eine
Na-K-ATPase Pumpe aufrechterhalten.
Abb1: Die Na-K-ATPase
Pumpe
Natrium wird aktiv aus der Zelle gepumpt.
Konzentrationsangaben in mmol/L.
Nur gerade 2% des gesamten Kaliums zirkulieren im Plasma.
Wirkung
Kalium beeinflusst:
-
Die Regulation
der neuromuskulären Erregbarkeit
-
die Kontraktion
der Herzmuskulatur
-
das
intrazelluläre Volumen
-
den
Säure-Basen-Haushalt
-
die Bildung und
Wirkung von cAMP
Die wichtigste Wirkung von
Kalium ist die Beeinflussung der Herztätigkeit. Bei
hohen Kaliumkonzentrationen im Plasma verlangsamt sich
die Herzfrequenz. Erniedrigte Kaliumkonzentrationen
erhöhen die Erregbarkeit der Herzmuskulatur, was zu
Herzrhythmusstörungen führen kann.
Bei Kaliummangel ist die
Digitalisempfindlichkeit des Herzmuskels gesteigert, so
dass bei Patienten, die wegen Herzschwäche
(Herzinsuffizienz) mit einem Digitalispräparat behandelt
werden, bei Vorliegen einer Hypokaliämie bereits
normale Dosen zu einer Intoxikation führen
können.
Bei einer Azidose, d.h.
einem Überschuss von H+-Ionen im Blut, treten
vermehrt H+-Ionen in die Zelle ein. Im
Austausch verlässt dafür Kalium die Zelle, so dass es
zu einer Hyperkaliämie kommt. Bei einer Alkalose
(Verminderung der H+-Ionen im Blut) ist
entsprechend mit einer Hypokaliämie zu rechnen.
Das glomerulär filtrierte
Kalium wird im proximalen Tubulussystem praktisch
vollständig rückresorbiert. Im distalen Tubulus und in
den Sammelrohren wird unter dem Einfluss von Aldosteron
im Austausch mit Natrium Kalium sezerniert.
Ein plötzlicher Anstieg
des Kaliums im Plasma wird durch eine Verschiebung von
Kalium in das Zellinnere abgefangen. Anschliessend
diffundiert das Kalium wieder aus den Zellen.
Es ist wichtig daran zu
denken, dass ein chronischer Verlust von Kalium aus den
Zellen zu einem Kaliummangel führen kann, ohne dass eine
wesentliche Verminderung der Kaliumkonzentration im
Plasma auftritt.
Verschiedene Faktoren
beeinflussen die Verteilung von Kalium zwischen EZR und
IZR:
- Bei einer Hemmung der
Na-K-ATPase Pumpe kann es zu einem Kaliumverlust
kommen. Ursachen sind beispielsweise Hypoxämie,
Hypomagnesiämie oder eine Überdosierung mit
Digoxin.
- Insulin fördert den
rasche Übertritt von Kalium aus dem EZR in die
Muskel- und Leberzellen.
- Katecholamine
fördern, ß-Blocker hemmen den Eintritt von
Kalium in die Zellen.
Von einer Hypokaliämie
spricht man je nach Definition bei einer
Serumkonzentration des Kaliums von weniger als 3.5 mmol/L
bzw. 3 mmol/L.
Ursachen
Die wichtigsten Ursachen für eine Hypokaliämie lassen
sich in vier Gruppen unterteilen:
- vermehrte Verluste
über Nieren und Gastrointestinaltrakt:
Erbrechen, Diarrhoe und Einnahme von Laxantien.
- Renale Verluste:
Überfunktion der Nebennierenrinde (NNR) mit
vermehrter Produktion von Aldosteron wird im
Austausch mit Natrium vermehrt Kalium
ausgeschieden. Eine weitere Ursache ist die
Behandlung mit Diuretika.
- Vermehrte Aufnahme
von Kalium durch die Zellen: Bei einer Alkalose
werden von den Zellen vermehrt H+-Ionen
abgegeben und dafür Kalium aufgenommen.
Insulin fördert den Transport von Kalium in die
Muskel- und Leberzellen. Die Kaliumkonzentration
muss daher bei Insulintherapie überwacht werden.
- ungenügende Zufuhr
ist bei Gesunde eine seltene Ursache, kann jedoch
als zusätzlicher Faktor z.b. bei Patienten die
mit Diuretika behandelt werden eine Rolle
spielen.
Symptome der
Hypokaliämie
- Verschiedene Formen
von Herzrhythmusstörungen, die unter Umständen
zum plötzlichen Herztod führen können.
- Muskelschwäche und
Lähmungen, in sehr schweren Fällen mit Versagen
der Atmung
- Nierenschäden, die
häufig durch eine Polyurie angezeigt werden.
Eine Hyperkaliämie liegt
vor, wenn die Plasmakonzentration des Kaliums 5 mmol/L
übersteigt
Ursachen
- Die häufigste
Ursache der Hyperkaliämie ist eine exzessive
orale oder parenterale (Kaliuminfusionen) Zufuhr
von Kalium, besonders in Kombination mit anderen
Erkrankungen wie Niereninsuffizienz, Diabetes
mellitus oder metabolischer Azidose.
Bei Gesunden wird ein überschüssige
Verabreichung von Kalium durch Übertritt des
Kaliums in den intrazellulären Raum abgefangen.
- Niereninsuffizienz
- Zelluntergang
- Verminderte Aufnahme
von Kalium in die Zellen: Azidose, Insulinmangel.
- Medikamente:
ACE-Hemmer (Captopril), nichtsteroidale
Antirhumatica (hemmen Aldosteron), kaliumsparende
Diuretika (Spironolacton), Digoxin (hemmt
Na-K-Pumpe), Cyclosporin (hemmt Aldosteronwirkung
an den Nieren), Heparin (hemmt
Aldosteronfreisetzung).
Symptome der
Hyperkaliämie
- Herzrhythmusstörungen:
Störungen treten ab einer Kaliumkonzentration
von 6-7 mmol/L auf, ab 10 mmol/L droht ein
Herzstillstand.
- Lähmungen:
Muskelschwäche werden selten beobachtet, bevor
die Kaliumkonzentration 8 mmol/L überschreitet.
Bei Blutentnahme und der
Probenvorbereitung sind folgende Punkte zu beachten:
- Zu langes einer
Stauung zur Blutentnahme oder das Schliessen und
Öffnen der Hand (pumpen um die
Blutzirkulation anzuregen) führt zu erhöhten
Kaliumwerten in der Probe.
- Wird anstelle von
Plasma Serum verwendet, so ist daran zu denken,
dass bei der Gerinnung Kalium aus den
Thrombozyten freigesetzt wird. Dieser Effekt ist
natürlich bei einer Erhöhung der
Thrombozytenzahl (Thrombophilie) besonders
ausgeprägt.
- Bei starkem Abkühlen
von Vollblut kann Kalium aus den Blutzellen
freigesetzt werden. Aufbewahrung bei
Raumtemperatur und vorallem rasche Abtrennung des
Plasmas sind zu bevorzugen.
- Kommt es bei der
Blutentnahme zu einer Hämolyse, so steigt die
Kaliumkonzentration wegen des hohen Kaliumgehalts
der Erythrozyten stark an.
Kalium wurde früher
mittels Flammenphotometrie gemessen. Diese Methode ist
heute durch Bestimmung mittels Ionenselektiven Elektroden
(ISE) ersetzt worden.
Die Kaliumkonzentration im
Plasma liegt zwischen 3.5 und 4.8 mmol/L
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