Biorama / Molekulare Biologie
 
Molekulare Biologie (NAD) 


Terminologie 

Allel 
Gene, welche auf einander entsprechenden Genorten homologer Chromosomen liegen. 
Sie können sich in der DNA-Sequenz unterscheiden. Sind beide Allele (d.h. mütterlicher und väterlicher Herkunft) identisch, spricht man von Homozygotie; unterscheidet sich das Allel mütterlicher Herkunft von demjenigen väterlicher Herkunft, liegt eine Heterozygotie vor.

Alu-Sequenzen 
repetitive Sequenzen, benannt nach der Erkennungsstelle für die Restriktionsendonuklease AluI. Etwa 7% der menschlichen DNA besteht aus Alu-Sequenzen, die über das ganze Genom verteilt sind. Die Funktion ist bisher unbekannt.

Amplifikation 
Herstellung vieler DNA-Kopien von einer Original-DNA- oder RNA-Zielsequenz.

Aneuploidie 
Abweichung in der Anzahl der Chromosomen, d.h. beim Menschen es sind mehr oder weniger als 46 Chromosomen in einer Zelle vorhanden. Bei einer Monosomie ist nur eines der beiden Chromosomen vorhanden, bei einer Trisomie sind drei Exemplare eines Chromosoms vorhanden. 

Annealing (engl.) 
Hybridisierung von zwei komplementären Nukleinsäure-Abschnitten bei einem Temperaturoptimum von 40-65°C.

Avidin 
Protein aus dem Eiweiss des Hühnereis, das eine grosse Affinität zu Biotin besitzt. 

Bakteriophagen 
Bakteriophagen sind Viren, die ausschliesslich Bakterien befallen. 

Blot, Blotting 
Transfer aufgetrennter Moleküle (DNA, RNA, Proteine) von einem Elektrophorese-Gel auf einen anderen Träger nach dem Prinzip des Löschpapiers (Blotting paper). Blots werden nach dem Ziel-Molekül (engl. target molecule) benannt. 

  • Southern Blot: DNA wird mit Restriktionsenzymen zerteilt und mit einer markierter (radioaktiven) DNA-Sonde nachgewiesen. Zum Nachweis von Punktmutationen, Deletionen und Insertionen ist der Southern-Blot heute praktisch durch die PCR ersetzt worden.
  • Northern Blot: RNA wird mit markierter DNA oder RNA erfasst
  • Western Blot: Proteine

cDNA 
cDNA = komplementäre DNA oder copy-DNA. cDNA erzeugt man über einsträngige m-RNA, die mit reverser Transkriptase zu einem DNA-Strang umgebaut wird. cDNA ist stabiler als RNA und wird in cDNA-Arrays eingesetzt. 
Da die cDNA eine Kopie der fertigen mRNA darstellt, enthält sie keine Introns.

CFTR 
Cystische Fibrose transmembranärer Leitfähigkeitsregulator Das 230 kb umfassende CFTR-Gen auf Chromosom 7q22 kodiert für ein Protein mit 1480 Aminosäuren, das als Chloridkanal wirkt. 

Chromatiden 
Vor einer Zellteilung werden die Chromosomen verdoppelt. Die spiralig gewundenen Untereinheiten, die durch diese Verdoppelung entstehen, werden Chromatiden genannt.

Chromosomenaberration 
chromosomale Anomalie bzw. Veränderung.

Contigs 
überlappende, identifizierbare DNA-Klone, die eine zusammenhängende Region des Genoms abdecken 

CpG-reiche Inseln 
CpG-Wiederholungen (Cluster) in der 5'-Region vor einem Gen, die auf die Nähe eines codierenden Gens aufmerksam machen. 

Deletion 
Verlust von genetischem Material.

Nomenklatur: beispielsweise bedeutet "del(22)(q11)" einen Verlust des Bandes q11 auf dem Chromosom 22 (wird bei Meningeomen beobachtet). 

DNA-Fingerabdruck 
Durch Sonden sichtbar zu machende, individuelle DNA-Fragmentmuster, die auf hypervariable Polymorphismen in der DNA zurückführen sind. Diese Restriktionslängen-Polymorphismen entstehen durch erbliche Tandem-Wiederholungen von DNA-Sequenzen, die bei Behandlung der DNA mit Restriktionsenzymen zu unterschiedlich langen DNA-Fragmenten führen. Der DNA-Fingerabdruck wird in der forensischen Medizin eingesetzt.  

DNA-Sonden 
es kann unterteilt werden in chromosomenspezifische, zentromerspezifische und genomische DNA-Sonden. Die beiden ersteren sind zur Erfassung numerischer Chromosomenaberrationen geeignet, genomische DNA-Sonden erkennen ganz spezifische chromosomale Abschnitte und eignen sich daher zum Nachweis struktureller chromosomaler Aberrationen. 

Genomische DNA-Sonden sind in unterschiedlichen Vektoren kloniert. 

Eco RI 

dNTPs 
dNTPs sind Desoxyribosenucleotidtriphosphate. Es sind dies die Bausteine, die während einer PCR angefügt werden, um einen neuen Strang zu synthetisieren.
Beispiele sind: dATP (Adenosintriphosphat), dUTP (Uracyl), dCTP (Cytidin), dTTP (Thymidin) und dGTP (Guanosin). 

Duplikation 

ESTs 
expressed sequence tags. Kleine cDNA-Sequenzfragmente (100 - 300 Basenpaare). Zahlreiche ESTs entsprechen Teilen desselben Gens, daher gibt es viel mehr ESTs als Gene. Es existiert eine EST-Datenbank (dbEST) beim amerikanischen National Centre of Biological Information (NCBI). 

Exon 
sind, im Gegensatz zu Introns, Bereiche der DNA die in Proteine übersetzt werden (d.h. exprimiert werden).

FISH: Fluoreszenz in situ Hybridisierung (fluorescent in situ hybridization) 
Untersuchung von Chromosomen

G-Bänderungsanalyse 
Chromosomen lassen sich mit Giemsa-Lösung färben, wobei ein für jedes Chromosom typisches Bänderungsmuster entsteht. 

Gen-Locus 
Ort eines Gens auf einem Chromosom (Plural: Gen-Loci).

Genomische Prägung 
Geprägte Gene wirken sich bei den Nachkommen unterschiedlich ist, je nachdem, ob sie vom Vater oder der Mutter stammen. Die Anzahl der geprägten Gene ist z.Z. noch unbekannt, die Schätzungen variieren zwischen 100 und 1000. Geprägte Gene weisen unterschiedliche Markierungen auf, die sich auf die Genaktivität auswirken. Viele dieser Gene beeinflussen das Wachstum. Damit sich ein Organismus richtig entwickeln kann, muss der mütterliche und väterliche Gensatz richtig geprägt sein. 
In jeder neuen Generation wird die Prägung in der Keimbahn und die Chromosomen der Eizellen und der Spermien werden entsprechend dem Geschlecht des Individuums neu geprägt. 

HMG-Proteine 
Nicht-Histon Proteine der DNA, benannt nach ihrer schnellen Wanderung in der Elektrophorese: HMG = high mobility group. (Nicht zu verwechseln mit HMG-CoA (
b-Hydroxy-b-Methyl-Glutaryl-CoA) bei der Biosynthese der Ketonkörper).

hnRNA 
heterogene nucleäre RNA. Kommt nur im Zellkern vor. 

Hybridisierungsreaktion 
spezifische Bindung einer DNA-Sonde, deren chromosomale Lokalisation bekannt ist, an eine nachzuweisende Nukleinsäure-Sequenz (Zielsequenz) aufgrund komplementärer Basenpaarung.

Als Nukleinsäurehybridisierung wird die Bildung doppelsträngiger Nukleinsäuren bezeichnet, wenn die Stränge von unterschiedlichen Quellen kommen. Die sich bildenden DNA-Doppelstränge werden als DNA-Hybride bezeichnet.
Der Vorgang der Trennung der Doppelstränge wird als “Schmelzen” oder Denaturieren bezeichnet.

Inserts 
xxxxxx

Interphasenkern 
der Zellkern befindet in einer Phase, in der die Chromosomen im Lichtmikroskop sichtbar sind.

Inversion 

Karyotyp 
Der durch Anzahl, Grösse und Form charakterisierte Satz an Chromosomen wird als Karyotyp bezeichnet. Siehe auch: Phänotyp.

Kopplungsanalyse 
Grundlage der indirekten Gendiagnostik. sie beruht auf dem Befund, dass zwei benachbarte DNA-Sequenzen (DNA-Loci) mit einer umso höheren Wahrscheinlichkeit gemeinsam vererbt werden, je näher sie auf einem Chromosom zusammen liegen. Weit auseinander liegende Loci werden dagegen häufiger während der Meiose durch Crossing over (Chromatidaustausch) voneinander getrennt. 

Large-offspring Syndrom 
Geklonte Kälber und Schafe (nicht aber Mäuse) sind bei der Geburt oft ausserordentlich gross, was Probleme für die Mutter bringen kann, so dass oft ein Kaiserschnitt erforderlich ist. Zudem können sich Organe falsch entwickeln, beispielsweise  können Herz oder Leber schneller wachsen als der übrige Fötus. Das Syndrom tritt besonders dann auf, wenn ein Embryo mehrere Tage in einem Kulturmedium gehalten wird, so dass möglicherweise bestimmte Substanzen im Kulturmedium dafür verantwortlich sind.

Ligasen 
Enzyme, die zwei DNA-Enden miteinander verbinden können. 

Metaphase 
Phase bei der Mitose, in der sich die Chromosomen in der Mittelebene (Aequatorialebene) zwischen den beiden Spindelpolen anordnen.

Mikrodeletion 
Verlust eines Teils eines Gens.

Mikrosatelliten 
Segmente von 2-4 Basenpaare, die vielfach repetiert werden.

Nested PCR 
Bei der nested PCR wird ein bereits amplifiziertes DNA-Frgament ein weiteres mal amplifiziert, und zwar mit einem Primerpaar, das innerhalb des in der ersten Reaktion verwendeten angeordnet ist. 

Nick-Translation 
Markierung von DNA-Sonden für einen Nachweis mit fluoreszierenden Farbstoffen

Nucleasen 
bauen Polymerstränge von DNA bzw. RNA ab.

p-Arm 
kurzer Arm eines Chromosoms

PAC-Sonden 
vom Bacteriphagen P1 abgeleitete künstliche Chromosomen, welche sich in einer Bakterienwirtszelle amplifizieren lassen. Die Grösse der Inserts beträgt 80-120 kb.

Phänotyp 
Die genabhängige körperliche Ausprägung von Merkmalen heisst Phänotyp (= äusseres Erscheinungsbild). Siehe auch: Karyotyp

Plasmide 
Plasmide sind ringförmige, doppelsträngige DNA-Stücke, die vorallem in Bakterien vorkommen können. Plasmide können sich selbständig, d.h. unabhängig vom Chromosom, vermehren.Sie dienen den Bakterien dazu, untereinander Informationen auszutauschen, z.B. Resistenzgene gegen Antibiotika wie Ampicillin oder Tetracycline. 

Polymerasen 

  • DNA-Polymerasen: stellen aufgrund einer DNA-Vorlage eine DNA-Kopie her.
  • RNA-Polymerasen: stellen aufgrund einer RNA-Vorlage eine RNA-Kopie her.

Probe (engl) 
= Sonde

q-Arm 
langer Arm eines Chromosoms

Rekombination 
Rekombination ist der Austausch von genetischer Information zwischen verschiedenen DNA-Molekülen. Rekombination ist ein natürliches, biologisches Phänomen, das zu neuen Eigenschaften eines Organismus führen kann (Crossing over). Mittels Biotechnologie können Rekombinationen in vitro durchgeführt werden.

Relokierung 
Anwahl der gewünschten Metaphase auf dem Objektträger durch den Computer

Restriktionsenzyme 
Restriktionsenzyme zerschneiden die DNA an genau definierten Sequenzen. So erkennt beispielsweise das aus dem Bakterium E. coli gewonnene Restriktionsenzym die DNA-Sequenz "GAATTC". 

reverse Transkriptasen 
stellen aufgrund einer RNA-Vorlage eine DNA-Kopie her.

RFLP 
Restriction Fragment Length Polymorphism.

(+)-Strang-RNA 
als (+)-Strang-RNA (oder "Plus-Strang-RNA") wird eine zur Translation befähigte RNS bezeichnet, d.h. bei Viren mit (+)-Strang RNA dient die RNA direkt als mRNA, die sich mit Ribosomen der befallenen Zellen verbinden kann. 

Bei (-)-Strang-RNA ("Minus-Strang-RNA) muss zuerst eine Transkription erfolgen, aus der eine translationsfähige RNA (Plus-Strang-RNA) entsteht. Die Transkription wird durch eine in das Viruspartikel eingebaute Polymerase (Replikase) katalysiert. Beispiele für (-)-Strang-RNA-Viren sind Myxo-Viren, das Hepatitis-D-Virus und das Tollwutvirus.

SDA 
strand displacement amplification.

Sequenzieren 
bestimmen der Reihenfolge von Nucleotiden.

SNP 
SNP = single nucleotide polymorphism (Einzel-Nucleotid-Polymorphismus)

snRNA (SNURPs) 
snRNA = small nucleotide RNA. Beim Spleissen der mRNA werden die Introns durch Basenpaarung (Hybridisierung) mit der snRNA ausgestülpt (Lasso-Strukturen) und so exakt ausgeschnitten. 
Die snRNA bildet mit Proteinen einen Komplex (Ribonucleoproteinkomplexe), die als snRNPs oder abgekürzt als SNURPs bezeichnet werden.

SSCP 
single strand conformation polymorphism. Die SSCP-Technik dient zum Nachweis noch nicht bekannter Punktmutationen innerhalb eines Gens.
Dabei werden Segmente eines Gens von 100-300 Basenpaaren Länge mittels PCR amplifiziert, denaturiert und auf einem nicht-denaturierenden Polyacrylamid-Gel aufgetrennt. Das Laufverhalten der gefalteten einzelsträngigen DNA ist dabei von der Basensequenz abhängig, so dass Mutationen zu einer veränderten Wanderungsgeschwindigkeit im Gel führen. 

Wird beispielsweise bei der Suche nach den über 900 Mutationen im CFTR-Gen angewendet. 

ssDNA 
ssDNA = single-stranded DNA.

STR 
short tandem repeats.

STRP 
short tandem repeat polymorphism: 
STRP werden durch PCR nachgewiesen, wobei Primer verwendet werden, die kurze Tandemrepeats (z.B. CACACA = (CA)n) flankieren. Durch gelelektrophoretische Auftrennung der Amplifikationsprodukte lässt sich der durch die unterschiedliche Kopienanzahl der Tandemrepeats darstellen. Meistens handelt es sich bei den STRPs um natürlich vorkommende Variationen von DNA-Sequenzen ohne funktionelle bzw. pathologische Bedeutung. 

STS: sequence tagged sites 
= ortspezifische DNA-Sequenzen, die man zur eindeutigen Identifizierung von DNA-Markern benutzt (eindeutig identifizierbare Sequenz, deren Lokalisation bekannt ist). 

Telomere, Telomerase 
Telomere sind mehrfach wiederholte DNA-Sequenzen (TTGGGG) am Ende von DNA-Molekülen (gr. telos=Ende, meros=Teil). 

Translokation 
Austausch von Teilen zwischen zwei Chromosomen

Nomenklatur: beispielsweise bedeutet "t(8;21)(q22;q11)" eine Translokation mit der Vereinigung beim Band q22 des Chromosoms 8 und q11 beim Chromosom 21 (akute myeloblastische Leukämie). 

Transposon 
Transposons sind Teile der DNA, die ihre Position innerhalb des Genoms wechseln können. 

Trinukleotid-Expansion 
führt entweder zu einer Inaktivierung des Gens oder zu einer veränderten Funktion des Genprodukts (gain of function mutation). Beispiel ist der Morbus Huntington (Veitstanz), eine schweren neurodegenerative Erkrankung, die vielfach erst im Erwachsenenalter auftritt. Ursache ist eine Expansion des Trinucleotids CAG.

UNG 
UNG ist die Abkürzung für Uracyl-N-Glycosylase. UNG erkannt DNA-Stränge, die dUTP enthalten und katalysiert deren Zerstörung durch Öffnen des Desoxyriboserings am C1-Atom. 

YAC-Sonden 
in Hefezellen klonierte künstliche Chromosomen mit DNA-Fragmenten (Inserts) von 200 bis 2000 kb.

Zellzyklus 
Der Zellzyklus setzt sich aus der Mitosephase und der Interphase (=Zeit zwischen zwei Zellteilungen) zusammen. 

 


11.03.2000 /hpk