Biorama / Molekulare Diagnostik
 
Das Rous-Sarkom-Virus 

 
Das Rous-Sarkom-Virus ist ein Retrovirus. Diese Art von RNA-haltigen Viren sind für ihre Vermehrung darauf angewiesen, dass ihre RNA durch das Enzym reverse Transkriptase in cDNA (c für komplementär) umgeschrieben und diese cDNA in das Genom der Wirtszelle eingebaut wird.

Das Rous-Sarkom-Virus weist 4 Gene auf: zwei codieren für die Virus-Proteine, eines für die reverse Transcriptase. Das vierte Gen, das als src-Gen bezeichnet wird, hat keine Bedeutung für die Vermehrung des Virus, führt jedoch zu einer krebsigen Entartung der Wirtszelle. Es wird daher als Onkogen (onc-Gen) bezeichnet. Man kennt heute über 20 solche onc-Gene, die in verschiedenen Retroviren vorkommen. Ihre Bezeichnungen weisen auf das Virus oder die von ihnen ausgelösten Krankheiten hin.
Beispiel: ras, myc, sis, erb, yes, ski

Interessanterweise gehört das src-Gen eigentlich gar nicht zum Virus. Es ist vor langer Zeit einmal von einem Virus aus einer Wirtszelle gestohlen worden. Man findet nämlich in den gesunden Zellen Gene, die so verändert werden können, dass sie eine Krebstransformation bewirken. Die normalen Gene werden als Proto-Onkogene bezeichnet, die veränderten, krebserzeugenden Gene als Onkogene.

Um zwischen den viralen und zellulären Formen der Gene zu unterscheiden, verwendet man die Begriffe v-onc und c-onc.

Die durch Onkogene bzw. Proto-Onkogene produzierten Proteine werden mit Bezeichnungen wie p21 oder pp60 benannt. Das eine p steht für Protein, das zweite p bedeutet, dass das Protein phosphoryliert ist, die Zahl gibt das Molekulargewicht des Proteins in Kilodalton an.

Das Produkt des src-Gens ist ein Protein namens pp60. Es sitzt auf der Cytosolseite der Plasmamembran und wirkt als Proteinkinose indem es eine Phosphatgruppe auf die Aminosäure Tyrosin überträgt. Das Protein pp60 scheint damit ein Baustein im Auslösemechanismus der Mitose zu sein.

 


11.03.2000 /hpk