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alpha-1-Antitrypsin [Serum]
 

 
Praeanalytik 
Blutentnahme: Plasma/Serum
Blutentnahme morgens bei nüchternem Patienten bevorzugt.
Blutentnahmen in aufrechter Körperhaltung ergeben ca 10% höhere Werte als bei liegenden Patienten.
Probe: Aufbewahrung von Serum im Kühlschrank bis maximal 1 Woche, andernfalls einfrieren. Wiederholtes Einfrieren und Auftauen ist zu vermeiden.
Administration 
Synonyma: a1-Proteininhibitor, a1-3,5 S-Glycoprotein, AAT, a1-Antiplasmin
Kosten: 20 Taxpunkte / Tarifposition: 8015.00
Links: C-reaktives Protein,  
Indikationen 
Verdacht auf Antitrypsinmangel
Neonatale Cholestase
Lungenemphysem
Analytik 
Methode: 
Immunoassay: nephelometrische Messung
Elektrophorese: stärkere Veränderungen der  a1-Antitrypsinkonzentration können in der  a1-Zone nachgewiesen werden.
 

Für die Phänotypisierung wird die isoelektrische Fokussierung eingesetzt.

Referenzbereich 
1.3 - 3.6 g/L  : Frauen 
1.2 - 2.9 g/L : Männer

Achtung: die Referenzbereiche sind methodenabhängig!

Umrechnung: 
Diagnostik 
Biologische Einflussgrössen: 
Östrogene und Androgene führen zu einer Syntheseerhöhung, wobei allerdings die durch den Menstruationszyklus bedingten Östrogenschwankungen keine signifikanten Änderungen bewirken. 
In der Schwangerschaft können die Plasmakonzentrationen bis auf das zweifache des Normalwertes ansteigen.
Erhöhte Werte: 
Gewebeschädigungen, die zu einer entzündlichen Reaktion führen
Lebererkrankungen
Erniedrigte Werte: 
 a1-Antitrypsinmangel
Lebererkrankungen (selten)
Nephrosen
Biochemie 
Molekulargewicht:  52 000 bis 56 000 Dalton
Biochemie: a1-Antitrypsin (AAT) gehört zu den Serpinen. Unter diesem Begriff werden Proteine zusammengefasst, die in der Lage sind Proteasen zu hemmen.

AAT wird vorwiegend in der Leber gebildet. Seine Aufgabe besteht in der Hemmung der von den neutrophilen Granulozyten freigesetzten Elastase (EC 3.4.21.37), die nicht nur den Abbau von Elastin, sondern auch von Kollagenen und Proteoglykanen katalysiert.

AAT besitzt im aktiven Zentrum ein Methionin, das leicht zu oxidiert werden kann, d.h. dass AAT durch die von den neutrophilen Granulozyten freigesetzten Radikale inaktiviert werden kann. 

Pathobiochemie:  Verschiedene genetische Varianten führen zu einem Mangel an Antitrypsin. Diese werden im sogenannten PI-System (Proteinase Inhibitoren) zusammengefasst, das nun über 30 Allele umfasst, die entsprechend der elektrophoretischen Beweglichkeit benannt wurden.

PI-MM ist der häufigste Phänotyp, er entspricht einer normalen Plasmakonzentration. Mittlere Mangelzustände werden am häufigsten bei den Phänotypen MS, MZ, SS und SZ beobachtet und weisen ein erhöhtes Risiko für eine Schädigung der Lunge (Emphysem) oder Leber auf. 

AAT ist ein akute-Phasen-Protein, wobei der Anstieg innerhalb von 12 bis 24 Stunden erfolgt.

Klinik: Kinder mit einem Antitrypsinmangel können eine infantile Leberzirrhose entwickeln, der häufig eine neonatale Cholestase vorangeht. Die Cholestase kann dabei so ausgeprägt sein, dass klinisch der Verdacht auf eine biliäre Atresie vorliegt. 
Literatur 
1. v Schönfeld J, Breuer N: a1-Antitrypsinmangel und Erkrankungen der Leber.
DMW 1993; 118/49: 1819-1823

 


03.03.2001 / hpk