Definition
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Nierensteine (Nephrolithiasis) sind
Konkremente, die sich im Hohlsystem der Niere oder in den ableitenden
Harnwegen bilden.
Ursachen
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Grundsätzlich entstehen Nierensteine, wenn
der Urin eine zu hohe Konzentration an steinbildenden Substanzen enthält.
Zu diesen Substanzen gehören: Calcium, Oxalat, Phosphat, Harnsäure und
Cystin.
Es bilden sich zuerst kleine Kristalle im
Hohlsystem der Nieren oder in den ableitenden Harnwegen, die sich langsam
vergrössern. Fördernd auf die Steinbildung bzw. deren Wachstum wirken sich ein
sehr saures (pH < 5.5) oder alkalisches (pH > 7.0) Urin-pH,
Harnwegsinfekte, Harnstau und verminderte Flüssigkeitszufuhr aus.
Gehemmt wird die Steinbildung durch Citrat
und das Tamm-Horsfall-Protein.
Entsprechend der chemischen Zusammensetzung
der Nierensteine wird unterschieden zwischen:
- Calciumoxalat- bzw.
Calciumphosphatsteine (ca. 80%)
- Harnsäuresteine (5-15%) bei Urikämie
- Struvitsteine:
Magnesium-Ammonium-Phosphat (5-10%)
- Cystinsteine (1-2%)
Citrat ist ein wichtiger Lösungsvermittler
von Calcium: je höher die Konzentration von Citrat im Urin, desto
geringer ist die Kristallisationstendenz. Die Ausscheidung von Citrat
sollte daher 1.7 mmol pro Tag überschreiten. Die Ausscheidung hängt mit
dem Säure-Basen-Status zusammen: je weniger Citrat in die Zellen
aufgenommen wird, desto mehr erscheint im Urin.
Ebenfalls als Hemmer der
Calcium-Oxalat-Kristallisation gilt das Tamm-Horsfall-Protein. Eine
Erhöhung des Calciums vermindert die Wirkung des Tamm-Horsfall-Proteins, was
allerdings durch genügend Citrat wieder kompensiert werden kann.
Calcium und Oxalat fallen im Verhältnis
1:1 aus. Dies gilt beispielsweise auch für den Darm, deshalb
behindert Calcium die Oxalataufnahme.
Symptome
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Kleine Nierensteine sind nicht selten
asymptomatisch und können unbemerkt mit dem Urin abgehen.
Grössere Nierensteine können sich im
Harnleiter einklemmen und dadurch eine Nierenkolik auslösen. Die Patienten
haben massivste Schmerzen, die je nach Lokalisation des Steines in den
Rücken, Unterbauch oder bis in die Hoden bzw. Schamlippen ausstrahlen.
Begleitend treten Brechreiz sowie Stuhl- und Windverhalt auf. Im Urin
findet sich häufig eine Hämaturie.
Diagnostik
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Ausser der typischen Klinik bei Koliken werden
eingesetzt:
- Urindiagnostik: Citrat
- Falls der Stein entfernt werden konnte,
muss er unbedingt im Hinblick auf die weitere Therapie auf seine
Zusammensetzung untersucht werden
- Im Ultraschall sind Steine ab einem
Durchmesser von etwa 5 mm sowie ggf. ein Harnstau mit Erweiterung von
Harnleiter und Nierenbecken sichtbar
- Calciumhaltige Nierensteine sind im
Röntgenbild direkt sichtbar
- Calciumfreie Nierensteine stellen sich
im i.v.-Urogramm als Kontrastmittelaussparungen dar.
Therapie
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Grundsätzlich stehen folgende therapeutische
Massnahmen zur Verfügung:
- Konservative Therapie
- Stosswellenlithotripsie: Extrakorporale
Stosswellenlithotripsie (ESWL), perkutane Nephrolithotomie,
Zeiss-Schlinge, Dormia-Körbchen
- Operative Entfernung der Nierensteine
Steinprophylaxe
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Werden die Faktoren der Steinbildung nicht
konsequent gemieden, so treten bei etwa 60% der Patienten erneut
Nierensteine auf.
Die Massnahmen einer Nierensteinprophylaxe
sind:
- mindestens 2 Liter täglich trinken.
Eine praktische Empfehlung lautet: "doppelt soviel zu trinken wie
bisher".
- wenig Fleisch essen
- Harnwegsinfekte konsequent therapieren
- abhängig von der Zusammensetzung des
Steines sind folgende Diäten einzuhalten:
- Calciumhaltige Steine: Calciumzufuhr
reduzieren durch Verzicht auf calciumreiches Mineralwasser sowie Einschränkung der Konsumation von Milch und
Milchprodukten
- Oxalathaltige Steine: auf
oxalathaltige Nahrungsmittel wie Spinat, Rhabarber,
Zitrusfrüchte, schwarzen Tee, Schokolade und Nüsse weitgehend
verzichten.
- Cystinsteine sind schwierig zu
verhindern: empfohlen werden die Einnahme von viel Flüssigkeit
und die Alkalinisierung des Urins.
Komplikationen
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Die akute Komplikation eines Nierensteins
besteht in der Verlegung der Harnwege mit Koliken und nachfolgendem
Harnwegsinfekt, der im Extremfall zur Urosepsis führen kann.
Die folgenschwerste Langzeitkomplikation
ist die Entwicklung einer chronischen
Niereninsuffizienz aufgrund der dauernden Abflussbehinderung und/oder
eines chronischen Infekts.
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