Biorama / Analysenverzeichnis
 
Chlorid [Plasma]
 

 
Praeanalytik 
Blutentnahme: Plasma/Serum
Blutentnahme morgens bei nüchternem Patienten bevorzugt.
Probe: Plasma bei Aufbewahrung im Kühlschrank bei +4°C ca. 1 Woche haltbar (von der Verdunstung der Probe abhängig).
Administration 
Synonyma: -
Kosten: 9 Taxpunkte / Tarifposition: 8156.00
Links: Natrium, Kalium, Phosphat, 
Indikationen 
Störungen des Elektrolyt- bzw. Säure-Basen-Haushalts, besonders hypokaliämische Alkalose.
Analytik 
Methode:  Ionenselektive Elektroden (ISE)

Coulometrie 

Referenzbereich 
100 - 110 mmol/L  : Erwachsene 

Achtung: die Referenzbereiche sind methodenabhängig!

Umrechnung: 
Diagnostik 
Erhöhte Werte: 
Ungenügende Aufnahme oder Verlust von Wasser:
- Komatöse  Patienten
- Hyperhydrosis
- Diabetes insipidus
- renale tubuläre Azidose
- starke osmotische Diurese
Überschiessende Aufnahme oder mangelhafte Elimination von Kochsalz:
- iatrogen
- chronische Niereninsuffizienz
Endokrine Dysregulation
- Hyperaldosteronismus
- Hyperparathyreoidismus: 94% der Patienten mit einem primären Hyperparathyreoidismus weisen eine Hyperchlorämie auf. Eine entsprechende Veränderung des P-Natriums wird dabei nicht beobachtet. 
Unbekannte Mechanismen:
- familiäre periodische Paralyse
- akute und chronische Leukosen
Hyperchlorämien werden beobachtet bei Behandlung mit Acetazolamid, Chlorothiazid, Guanethidin, anabolen Steroiden und Mineralcorticoiden
Erniedrigte Werte: 
Verdünnungshypochlorämie
Verlusthypochlorämie
Die Diuretika Furosemid, Hydrochlorthiazid, Polythiazid und Etacrynsäure können zu einer Hypochlorämie führen.
Biochemie 
Molekulargewicht:  -
Biochemie: Chlorid ist das wichtigste Anion des Extrazellulärraumes (EZR). Es spielt eine bedeutende Rolle bei der Aufrechterhaltung des Elektrolythaushaltes, der Hydratation und des osmotischen Druckes. Da Chlorid bei physiologischem pH keine H+-Ionen aufnehmen kann, wirkt es hingegen nicht als Puffer. 

Die Serumkonzentration wird durch Aldosteron sekundär über die Natriumkonzentration gesteuert. Chlorid wird vorwiegend über die Nieren ausgeschieden.

88% des Chlorids befinden sich im EZR, intrazellulär kommt Chlorid vorallem in den Erythrozyten vor. Der Austausch von Chlorid-Ionen gegen Bicarbonat-Ionen zwischen Erythrozyten und Plasma wird als Chloridverschiebung ("chloride shift") bezeichnet. Bei Störungen des Säure-Basen-Haushalts verhalten sich Chlorid-Ionen und Bicarbonat-Ionen häufig gegensinnig.

Pathobiochemie:  -
Klinik: Die Bestimmung des Chlorids ist besonders wichtig bei der hypokaliämischen Alkalose. Bei tiefer Kaliumkonzentration im Plasma tritt Kalium vermehrt aus den Zellen (auch aus den Tubuluszellen der Niere) im Austausch mit H+ aus. Die daraus resultierende Erhöhung der H+-Auscheidung im Urin führt zu einer erhöhten Rückresorption von Bicarbonat. Die erhöhte H+-Ausscheidung und die Zunahme von HCO3- bewirken eine Alkalose, die nur über Kalium- und Chloridkorrekturen behandelt werden kann.
Literatur 
1. -

 


29.02.2000 / hpk