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Amanitin [Urin]
 

 
Praeanalytik 
Probennahme: 10 mL Urin
Kein Zusatz notwendig.
Unbedingt Zeitpunkt auf Laborzettel notieren (wichtig bei Beurteilung). Günstiger Zeitpunkt siehe Diagnostik
Probe: Aufbewahrung von Urin im Kühlschrank bis maximal 1 Tag, andernfalls einfrieren. Wiederholtes Einfrieren und Auftauen ist zu vermeiden.
Administration 
Synonyma: alpha-Amanitin, a-Amanitin, Amatoxine
Kosten: 200 Taxpunkte / Tarifposition: 8021.00
Links:
Indikationen 
Intoxikation mit Knollenblätterpilz (Amanita phalloides)
Analytik 
Methode: 

Immunoassay 

Referenzbereich 
< 10 ng/mL (negativ) : Erwachsene 

Achtung: die Referenzbereiche sind methodenabhängig!

Umrechnung: 
Diagnostik 
Erhöhte Werte: 
Zeit (Stunden)

Nachweis

0-6 Latenzphase. Amanitin ist nur bei Einnahme grosser Mengen nachweisbar. 
6-12 in der Regel ist Amanitin nachweisbar
12-24 maximale Amanitinkonzentration im Urin
24-48 Ausscheidung wieder rückläufig

 

Fehlender Nachweis
Keine Einnahme von Knollenblätterpilzen oder ungünstiger Zeitpunkt der Urinsammlung

Achtung: die Referenzbereiche sind methodenabhängig!

Biochemie 
Molekulargewicht:  -
Pathobiochemie:  Bei den Amatoxinen handelt es sich um zyklische Oktapeptide. Die Hauptwirkung des alpha-Amanitins beruht auf einer spezifischen Hemmung bestimmter RNA-Polymerasen (mRNA), womit es zum Zusammenbruch der Proteinsynthese kommt.
Klinik: Der hochgiftige grüne Knollenblätterpilz (Amanita phalloides) kann mit essbaren Champignons, Täublingen und Ritterlingen verwechselt werden. 

Kurze Zeit nach der Pilzeinnahme treten gastrointestinale Vergiftungssymptome auf. Nach einer Latenzzeit von 10 bis 20 Stunden kommt es zu starken Durchfällen und Koliken. Degenerative Veränderungen im Myokard können zu akutem Herzversagen führen. In den nächsten Tagen können sich ev. ein Ikterus, eine Leberatrophie (mit Störungen der Blutgerinnung) oder ein Nierenversagen einstellen.

Als Antidot wird Silibinin (Inhaltsstoff der Mariendistel) empfohlen. Silibinin bindet sich unspezifisch an Proteine der Plasmamembran und verhindert so die Aufnahme von Amanitinen in die Leberzelle. Es ist daher nur wirksam, wenn es kurz nach der Einnahme der Pilze verabreicht werden kann, was wegen der langen Latenzzeit selten der Fall ist. 

Literatur 
1. Beer JH: Der falsche Pilz.
Schweiz Med Wschr 1993; 123: 892-905
 2.  LaboLife 1992; 5: 21-22 und 22-25

 


03.03.2001 / hpk