Biorama / Drogennachweis
 
Alkohole: Aethanol & Methanol 
 

Aethanol (Aethylalkohol)
 
Unter dem Begriff “Alkohol” wird praktisch immer Aethanol (Aetylalkohol) verstanden. Alkoholismus ist die stärkste Suchtkrankheit unserer Zeit. Klinisch ist zu unterscheiden zwischen einer akuten Alkoholintoxikation und einem chronischem Missbrauch.

Applikation  
Alkohol wird normalerweise getrunken, kann aber auch über die Atemwege aufgenommen werden. Der Alkoholgehalt einiger Getränke ist in der folgenden Tabelle aufgeführt: 

  Aethanol Vol% 
Bier  3 - 6
Wein 8 - 15
Sherry  18 - 20
Whiskey  40 - 45
Wodka  40 - 50
Rum 50 - 70

Ausser alkoholischen Getränken können auch Mundwasser, Kölnischwasser und medizinische Präparate erhebliche Mengen an Alkohol enthalten. 

Üblicherweise wird der Alkoholgehalt in Volumenprozent (Vol%, d.h. mL Alkohol/100 mL Getränk) angegeben. Für klinische Belange empfiehlt sich eine Umrechnung in g/L, dies entspricht auch der Einheit, die vom Labor benutzt wird. Alkohol hat eine Dichte von 0.79 kg/L.

Beispiel: ein halber Liter Bier mit einem Alkoholgehalt von 4% enthält 20 mL Alkohol (4 mL/100 mL Bier), dies entspricht ca 16 g Alkohol (32 g Alkohol/L Bier).

Im Blut gemessener Alkohol wird üblicherweise in g Alkohol/Liter Vollblut bzw. in ‰ (=g/L) angegeben, gemessen wird die Alkoholkonzentration im Labor aber in der Regel im Plasma. Bei der Umrechnung müssen die Dichte von Plasma bzw. Serum (1.026) sowie der Wasserverteilungskoeffizient (1.2) berücksichtigt werden: 

P-Aethylalkohol [g/L]
B-Alkohol [%o]  =  -------------------------------
1.206 · 1.2

Stoffwechsel  
Alkohol wird rasch aus dem Magen-Darm-Trakt resorbiert und gleichmässig im Körperwasser verteilt. Die Geschwindigkeit der Resorption ist von verschiedenen Umständen abhängig. Ein leerer Magen, warme Getränke, Gegenwart von Zucker und Kohlensäure beschleunigen die Aufnahme von Alkohol. Allgemein kann davon ausgegangen werden, dass der maximale Blutspiegel 60-90 Minuten nach dem Trinken erreicht ist.

Nur ein geringer Teil des Alkohols wird in Urin, Schweiss und Ausatmungsluft ausgeschieden. 90 -96 % werden von der Alkoholdehydrogenase zu Acetaldehyd oxidiert. 

Abb. Der Abbau von Alkohol in der Leber. Beim Abbau von Alkohol wird NADH + H+ produziert. 

Acetaldehyd ist ein starkes Zellgift und wird durch die Acetaldehyddehydrogenase und die mitochondriale Aldehydoxidase zu Acetat abgebaut, das schlussendlich im Tricarbonsäurezyklus zu CO2 und Wasser metabolisiert wird. 

Beim Abbau von Aethanol zu Acetat wird massiv NADH gebildet. Dadurch werden die NAD+-abhängigen Reaktionen gehemmt und die NADH-abhängigen gefördert. Eine Folge davon ist die vermehrte Bildung von Lactat aus Pyruvat:

Pyruvat + NADH + H+ -------> Lactat + NAD+ 

Die Anhäufung von Lactat kann durch Hemmung der Harnsäureausscheidung zu Hyperurikämie und zum Gichtanfall, zu Störungen im Kollagenstoffwechsel mit Leberfibrose und zu gesteigerter Fettsäuresynthese (Leberzellverfettung) führen. 

Acetaldehyd bewirkt eine vermehrte Ausschüttung von Catecholaminen, was Tachykardie, Schwitzen, Nervosität, Schlafstörungen und Adynamie erklärt. Schliesslich führt eine Entspeicherung des Glykogens in der Leber, eine Hemmung der Glukoneogenose aus Aminosäuren und eine Erhöhung des Insulins zu einer Hypoglykämie.

Alkohol ist zudem die bedeutendste teratogene Noxe.

Nachweis 

Chronischer Alkoholmissbrauch führt zu einer Erhöhung des mittleren Zellvolumens (MCV) von Erythrozyten und zu Leberschädigungen. Bei schwerem Alkoholrausch kann es zu akuter Hämolyse kombiniert mit Hyperlipidämie kommen (Zieve-Syndrom).

Messung des Alkohols:
Aethanol kann in Blut, Urin, Speichel oder Atemluft gemessen werden.
Enzymatischer Nachweis in Serum, Plasma oder Urin:

Aethanol + NADH + H+ -------> Acetaldehyd + NAD+ 

Messgrösse ist die Zunahme von NADH die bei 340 nm gemessen werden kann.
Serumproben können im Kühlschrank bis zu drei Tage lang aufbewahrt werden. Es ist darauf zu achten, dass das Probenröhrchen vollständig gefüllt und fest verschlossen ist, damit kein Alkohol verdunsten kann.
Cave: bei der Blutentnahme niemals Alkohol oder andere flüchtige Desinfektionsmittel verwenden.

Nachweis eines chronischen Alkoholkonsums
Bei chronischem Alkoholmissbrauch treten im Serum Isoformen des Transferrins auf, die einen Mangel an Kohlenhydraten aufweisen und daher als CDT (carbohydrate deficient transferrin) bezeichnet werden. Es ist allerdings zu beachten, dass bei der Bestimmung des CDT sowohl falsch negative wie auch falsch positive Befunde auftreten!
Beispiel: Bei einer Studie mit 444 Personen wies die CDT Messung 25 falsch positive und 53 falsch negative Ergebnisse auf.


Methanol 

Methanol ist keine Droge, wird aber manchmal von Alkoholikern bei Mangel an Aethanol eingenommen. Methanol wird als technisches Lösungsmittel eingesetzt, ist aber auch immer in geringer Menge im Obstschnaps und Tabakrauch enthalten. 

Kurz nach Aufnahme toxischer Mengen tritt ein Erregungszustand auf, der nach einigen Stunden abklingt. Nach einem symptomfreien Intervall von 12 bis 24 Stunden kommt es durch Oxidation des Methanols zu Ameisensäure zu einer metabolischen Azidose mit Kopfschmerzen, Schwindel, Atemnot, Erbrechen, Koliken, Diarrhoe, Krämpfen, Myokard-, Leber- und Nierenschädigung. Eine Spätschädigung ist die durch eine irreversible Schädigung des Sehnerven bedingte Erblindung. Die Dosis letalis liegt bei 30 - 100 g.

 


01.11.1999 / hpk